Die aktuelle Sonderausstellung des PORZELLANMUSEUMS IM AUGARTEN betrachtet die Solitude, das Dasein im Rückzug.
Ob alleine oder zu zweit, die kleine Gesellschaft an sicherem Ort hat neue Bedeutung gewonnen. Porzellan war oft dabei. Blickt man in frühere Jahrhunderte, sind Zeiten des unvermeidlichen oder ersehnten Verzichts auf Unterhaltung im großen Rahmen keine Seltenheit. Die Gründe sind vielfältig. Pandemien und andere Bedrohungen, die produktive Einsamkeit eines Genies, Lust und Launen, oder gar die Etikette verursachen Alleinsein. Das Prinzip der 'self-isolation' hat in der Geschichte des Porzellansdesigns spannende Spuren hinterlassen.
Die Ausstellung zeigt beispielsweise praktische Erfindungen, oft kostbar dekoriert, wie das Déjeuner solitaire, ein Frühstücksservice für eine Person, das ab der Mitte des 18. Jahrhunderts als Ausdruck des höfischen Rückzugs in eine kaum vorhandene Privatheit verwendet wurde. Die Geschichte sorgte für Nachfolger im 20. und 21. Jahrhundert, die in ähnlicher Motivation und doch unter ganz neuen Voraussetzungen entstanden. Ein denkbar schlichtes, schwarz glasiertes Service von 1937 verkörpert den Gegenpol.
Zeitgenössische Zitate, aber auch zeitlose und ganz aktuelle Fragen begleiten durch die Ausstellung. Was denkst Du? Hört Ihr mich? Fotos und Textnachrichten tauchen wie Gedankensplitter zwischen den Objekten in den Vitrinen auf.
Vom klärenden Augenbad über den tiefdunklen Mokka, vom Frühling im hohen Gras bis hin zum Zoom-Kaffee reichen die Überlegungen.